Die Generation der Vaterlosen


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Kindheit im 3. Reich

Zurück in die Heimat


Kindheit in der Besatzungszeit

Gemeinschaftsleben in der Nachkriegszeit

Geburt und erste Lebenszeit











Ich wurde am 1. Dezember 1939 in Dortmund in der Wohnung meiner Großeltern geboren. Meine Eltern hatten 2 Tage zuvor geheiratet. Als der Pastor bei der Trauung den dicken Bauch meiner Mutter sah, meinte er, dass es wohl eile und warum sie nicht etwas früher gekommen seien.
Das war allerdings nicht möglich, denn mein Vater war drei Monate zuvor zum Feldzug des Nazireiches gegen Polen eingezogen worden. Meine Mutter hatte er ein Jahr zuvor in Dortmund kennengelernt. In der Gaststätte Posthorn an der Hauptpost in Dortmund kam er mit einer unbekannten Frau ins Gespräch, das sich wohl zu einem Flirt entwickelte. Es endete damit, dass sie ihm erklärte, sie sei verheiratet, aber sie hätte eine jüngere Schwester, die noch unverheiratet sei. Weiterhin klärte sie ihn darüber auf, dass sie im Posthorn wegen ihrer Halbschwester sei, die dort als Bedienung arbeitete. Wie es im einzelnen weiter ging, ist mir nicht bekannt, Jedenfalls war meine Mutter kurz nach ihrem Geburtstag im Februar 1939 schwanger. Sie war als Hausmädchen in einem Unternehmerhaushalt tätig. Bis zur Sichtbarkeit ihres Zustandes blieb sie auf ihrer Arbeitsstelle. Im Sommer nahm sie dann eine Saisonarbeit auf der Insel Juist an. Nach Ende der Saison ging sie zurück zu ihren Eltern nach Dortmund.

Einige Monate später wurde mein Vater zum Krieg gegen Frankreich einberufen.
Während der folgenden Kriegsereignisse war er längere Zeit in Peenemünde, zum Kriegsende auch an der Ostfront.

An die Kriegszeit habe ich nur Erinnerungsfetzen: Bombenangriffe, Rennen zum Bunker, Aufenthalt in Bunkern, Aufmärsche der HJ, Sirenengeheul, Ankündigung von Luftangriffen im Radio, das Gefangenenlager in der Nähe unserer Wohnung. Sehr gut in Erinnerung habe ich noch eine Weihnachtsfeier für die Nazikinder in der Bergschänke in Dorstfeld. Es gab ein buntes Programm mit anschließender Bescherung für die Nazikinder. Wir als Nichtnazis sahen uns die Veranstaltung an, ohne eine Kleinigkeit zu bekommen. Ich weiß auch nicht mehr, welchen Grund es gab, dass wir überhaupt bei der Veranstaltung anwesend waren.

In den Zeiten, in denen wir nicht evakuiert waren, lebten wir bei meinen Großeltern in der Wittener Straße in Dorstfeld. Opa arbeitete auf der Zeche und hatte immer Nachtschicht. Jeden Abend verabschiedete er sich mit „Glück auf“ von meiner Oma und mir. Ich erinnere mich an einen Tag, als mein Vater und mein Onkel Hansi Heimaturlaub hatten und bei den Großeltern waren. Mein Vater warf mich Onkel Hansi zu und der warf mich zu meinem Vater. Ich hatte einen riesigen Spaß dabei. Wahrscheinlich habe ich ihn da zum letzten mal gesehen. Onkel Hansi fiel am 23.3.1943 am Ladogasee.

Ganz dunkel erinnere ich mich an die Hochzeit von Hans Pranschke und Edith Steger, der Stieftochter von Tante Fanny in der kath. Kirche in Oberdorstfeld.

Dortmund wurde mehrere Male schwer bombadiert. Meine Mutter und ich kamen 3x in die Evakuierungsaktionen.

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